In die Lehrküche des Bamberger Hauses luden die Akteure und Mitwirkenden des Kurzfilmprojektes „Was ist schon gerecht“ Bremer Politiker zur Filmvorführung und zum drei Gänge Menü ein. Den Fragen der Jugendlichen stellten sich Luisa-Katharina Häsler , in der CDU Bremen unter weiterem für Rechtsausschuss, Medien, Gleichstellung und Bildung zuständig und Vorsitzende der Jungen Union, Klaus Möhle sozialpolitischer Sprecher der SPD Bremen und die Sprecherin für Jugend-, Tierschutzschutz und gegen Rechtsextremismus der Grünen Linda Neddermann.
Von Edwin Platt
Altstadt. Im Making of des Films beginnt Daniel Krasson: „Gerecht ist für mich eine faire Behandlung unabhängig von Äußerlichkeiten“ und Vanessa Meier-Henrich meint: „ Wenn jemand alle Menschen gleich setzt und für ihn gelten die gleichen Bedingungen“ und Elham Ansari: „Wenn Ausländer und Deutsche gleich behandelt werden“. Die drei Mitwirkenden des Films finden Antworten die allgemeingültig, aber auch persönlich sind. Regisseur Matthias Sabelhaus im Making of: „Das besondere dieses Projekts ist, das wir uns sehr viel Mühe bei der Ideenfindung gegeben haben. Wichtig war, dass man nur durch Fragestellungen die Jugendlichen dazu gebracht hat, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und ihre eigenen Geschichten zu entwickeln. Probefilme waren schon ganz nett, aber die Jugendlichen haben schnell gemerkt, so leicht ist das nicht“, sagt Sabelhaus.
Elham Ansari ist Asylbewerberin und empfand Ungerechtigkeit: „Ich war um eine Erlaubnis zu bekommen bei einer Behörde, aber die Frau hat mich sehr schlecht behandelt, so dass ich nach Hause gegangen bin und geweint habe“. Elham Ansaris Geschichte war die Zündende Idee für das Team aus der der Film entstand. In glaubhaften wertungsfreien Szenen, schildert der Film, wie es jemandem ergehen kann, der einen Antrag auf Soziale Gerechtigkeit stellen möchte.
Elham Ansari steht im Film anonymisierten Mitarbeitern gegenüber, die durch Sockenpuppen dargestellt sind und sie stets unter einer Vielfalt von Gründen weiter verweisen. Deutlich werden eine „normale“ Ohnmacht von Behördenbesuchern und die Besondere von rechtlosen, aber mit Pflichten belegten Flüchtlingen.
Klaus Möhle steht nach dem Film am Suppentopf, Linda Neddermann zieht den Backofen vor, wo Schoko-Muffins entstehen. Gruppen für Suppen, Hauptgänge und Dessert kochen mit Politikern, die meistens fürs Kleinschneiden, Schälen oder Rühren eingesetzt sind. Kochen und essen fördert bekanntermaßen die Konversation. Meinungsaustausch zu Behördenbesuchen und Umgangsformen auf Ämtern führen zu allgemeinem Austausch. Elham Ansaris Asylantrag ist konkret. Ihr Vater, einst Kaufmann für sein Heimatland in Dubai, flüchtete mit seiner Frau und drei Töchtern, vor der Rückreise in den Iran, als dessen Paragraph 57 in Kraft ist, der die Staatsgewalten Legislative, Exekutive und Judikative dem Führer Mahmud Ahmadinedschad unterstellt, nach Deutschland.
Ansaris erster Asylantrag ist abgelehnt. Der Folgeantrag liegt seit dem 4. November 2010 dem deutschen Gericht vor. Als junge Asylbewerberin gilt für Elham Ansari die Schulpflicht. Mit fließendem Deutsch und guten Noten könnte sie bald ein Studium beginnen, wäre ihre Aufenthaltserlaubnis nicht mit einem Vermerk gestempelt, der ein Studium verbietet. Für Elham Ansari gilt die Residenzpflicht. Sie darf sich nur dort aufhalten wo ihr Eintrag in der Aufenthaltsgenehmigung gilt (Bremen). Elham Ansaris Reiseantrag zu einem Familienfest ihres Onkels in Hamburg, rechtzeitig, also über sechs Wochen vor Reiseantritt, weil die Bearbeitungszeit sechs Wochen beträgt, gestellt, wurde abgelehnt. Ein Antrag zu einem Ferienjob –Asylbewerber dürfen nicht arbeiten- wurde abgelehnt. Für europäische Wirtschaftseinwanderer gibt es derlei Bestimmungen nicht, doch „Was ist schon gerecht“.
Klaus Möhle: „Das Asylrecht ist restriktiv, es richtet sich dahin, möglichst keine Ausländer aufzunehmen. Wir müssen zum Einwanderungsland werden“.
Inzwischen sind Kartoffel- und Tomatencremesuppe als Vorspeisen gereicht. „Welche Zugewanderten sind uns willkommen oder welche nicht?“ die Frage steht nun im Raum. Koreanische elternlose Kleinkinder wurden aufgenommen. Wie es einem Jugendlichem mit diesem Hintergrund bei uns geht, darüber mochte sich der Anwesende dieser Runde nicht detailliert auslassen. Zereschk Polo (Iranisches Gericht, Hähnchen mit Reis) wird gereicht. Den Reis hat Elham Ansari mit Berberitzenbeeren verfeinert. Kubu Sabzi ist persisch und das zweite Hauptgericht. Es wird aus Salat, Eiern, Walnüssen und persischen Gemüsen zu Teig verarbeitet und gebraten. Nicht alle schaffen den Muffin mit heißer Schokofüllung. „Was ist schon gerecht“ könnte der Ausspruch eines resignierten sein. Der Austausch zwischen Jugend und Politik lässt Hoffnungen zurück.
Das Projekt stand unter Begleitung und Betreuung von Theresa Loth (BDKJ) Bremen, Eva Maria Haverland und Sandra Galetzka beide (Caritasverband für das Dekanat Bremen-Nord). Der Film und das Making of sind auf You Tobe zu sehen
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