Verfasst von: Edwin Platt | 29. Dezember 2012

Höchste Zeit


IMG_3947pNach Fertigstellung, auch der Inneneinrichtung, feierten die Quartier Mitarbeiter die Einweihung ihrer neuen Räume am Tenever Platz hinter dem OTe Zentrum. Damit ist Quartier barrierefrei erreichbar und verfügt jetzt über einen Raum in dem Tanz, Bewegung und umfangreichere Ausstellungen möglich sind. In einem Jahr darf Quartier sein 25 jähriges Jubiläum in den neuen Räumen ausrichten.

Von Edwin Platt

Tenever.  Gewoba Bereichsleiter Ralf Schumann freute sich über die „guten Hände“ in die die ehemaligen Gewoba Büros gekommen sind. Über Andrea Siamis sagte Schumann: „Die Pläne von Andrea Siamis ein Atelier zu haben waren schon vergilbt. Umso wichtiger war der Wechsel der Räume jetzt“. Höchste Zeit“ stand auf der Einladung zur Einweihungsfeier von Quartier in Tenever dessen Leiterin Siamis ist. Mit „Höchste Zeit“ war allerdings der späte Termin der Einweihung gemeint, denn die neuen Räume sind längst bezogen. Doch Andrea Siamis wollte erst feiern, wenn der Tanzboden fertiggestellt ist. Nun stehen über fünfzig Gäste im Saal mit schwingendem Boden. Im Raum Werke von 41 Künstlern die zu betrachten sind. Gute Erinnerungen verbinden die Künstler und Quartier nun über fast 25 Jahre.

Ulrich Schlüter, Ortsamtsleiter in Osterholz, erinnert sich 13 Jahre zurück: „Damals wollte die FDP den Abriss. Gut das es nicht so gekommen ist. Heute ist Tenever eine gut vernetzte Perlenkette und Quartier ist eine dieser Perlen. Die wichtige Aufgabe von Quartier ist das Heranführen von Kindern und Jugendlichen Weiterlesen …

Verfasst von: Edwin Platt | 29. Dezember 2012

Von Schwarz verführt


IMG_4031pPetra Heitkötter ist zufrieden mit dem was sie erreicht hat. Eine bei Künstlern selten anzutreffende Aussage. Petra Heitkötter gab 1989 ihre Anstellung als Lehrerin auf, um professionelle Künstlerin zu werden. Ihre Materialbilder tragen nicht nur eine eigene, eine gefällige Handschrift, auch ihr Name hat seither weite Verbreitung gefunden. Europaweite Ausstellungen und künstlerisch eingerichtete Zimmer und Wohnungen für Mieter aus Asien und Russland zeugen von der starken Energie der Künstlerin und begründen weitreichenden Ruf Petra Heitkötters. Jetzt zeigt Heitkötter neue Werke bei Boesner in Osterholz.

Von Edwin Platt

Osterholz. Petra Heitkötter feierte Freitagabend mit einer Vernissage die Ausstellung ihrer Materialbilder bei Boesners Künstlerbedarf in der Hans-Bredow-Straße. Die Künstlerin aus Walle ist durch ihre mietbaren künstlerisch ausgestatteten Ferienzimmer und -wohnungen für eine bis fünf Personen über Bremens Grenzen hinaus bekannt und beherbergt Besucher aus Asien und Russland. In der Ausstellung hängen Materialbilder, die von ihren Farben und ihrer Intensität leben. „Von Schwarz verführt“, heißt das Bild links, das den Blick fesselt, weil Schwarz hier zwar immer seinen tiefdunklen Charakter behält, aber doch durch klare Trennungen voneinander in matte oder stumpfe und glänzende oder glatte Flächen zerfällt IMG_3916pund sein bedrohliches verliert. Das Gewand der Schneekönigin ist durch einen Eindruck auf dem winterlich, sonnigen Sylt inspiriert. Millionenfach glitzerten sich stapelnde Eisschollen am Strand in der Sonne.

Wie diese Pracht auf Papier bringen? Es dauerte bis Petra Heitkötter kleine unscharfe Glassplitter zur künstlerischen Verwendung fand, mit denen sie das glitzernde Naturschauspiel nachempfinden konnte und bis sie die richtige Technik entwickelte, um das drei streifige Werk entstehen zu lassen. Jetzt hängen senkrechte dunkel glitzernde Flächen seitlich und in der Mitte strahlt und funkelt es wie pures Licht. Weitere Materialien die Heitkötter neben oder mit Farben verarbeitet sind Arten von Blattmetallen wie IMG_3917pBronze, Aluminium, Kupfer, Messing oder eben Glassplitt.

777 Preziosen malte sie für eine Ausstellung in Riga und zeigt bei Boesner davon 3 Tafeln, auf denen jeweils 35 Preziosen arrangiert sind. Derzeit arbeitet  Heitkötter im Atelier an 777 Mini Formaten von fünf mal fünf Zentimeter. Erste Stücke sind in der Ausstellung sichtbar. Heitkötter hält es mit dem deutschen Maler, Bildhauer und Fotografen Gerhard Richter der sagte: „Das Malen von Bildern ist eine andere Art zu denken“, und sie hasst die Frage: „Was wollen sie uns damit sagen?“ Paul Klee, der Bremer Bildhauer Hans Müller oder  Bilder der Kunsthalle die nur wenige Striche Schwarz zeigen kann Heitkötter Weiterlesen …

Verfasst von: Edwin Platt | 29. Dezember 2012

Ein Christ und ein Muslim


Annette Niebuhr war neugierig. „Bei uns in der Vahr gibt es viele Muslime, aber keine Mosche“, bemerkte die Pastorin der Christuskirche, Adam-Stegerwald-Straße. Sie lud Peter Keller, Islambeauftragter der bremischen Kirche, und Zain Sammar von der Daawa Moschee, Neustadt, zum Gespräch in die Gemeinde um einen Dialog zu eröffnen. Was Annette Niebuhr tat, beschrieb ein Muslim so: „Ich lebe seit 33 Jahren in Deutschland, davon über 30 Jahre in Bremen. Wir sind gerne mit Menschen zusammen und ich habe oft deutsche Nachbarn, Arbeitskollegen und Bekannte zu uns eingeladen und wir haben zusammen gefeiert, aber ich war Jahren erst zwei Mal in all den Jahren bei Deutschen eingeladen“.

Von Edwin Platt

Neue Vahr.

Was haben Bibel und Koran gemeinsam und worin unterscheiden sich Muslim und Christ, waren Fragen des Abends zu dem zehn Christen der Gemeinde und zehn Muslime um Zain Sammar, dem Imam der Daawa Mosche und Vorsitzenden des Deutsch-Arabischen Vereins in der Neustadt, zusammengefunden hatten. Peter Keller, mit einer viertel Stelle Islambeauftragter, erzählt von fünf Gebeten täglich in der  Moscheen, würdigt Bewegungen in islamischen Gebeten, um Bewegung in christlichen Geben zu vermissen, zitiert Bibelworte „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ und sieht muslimisches Fasten damit verbunden. Kein weltlicher Wert reiche an Gott heran und Geld sei um die zweitgrößte Mosche „Sultan-Hasan“ von 1363 Weiterlesen …

Verfasst von: Edwin Platt | 29. Dezember 2012

Kann dem Jungen geholfen werden?


Schicksale der „Kindereuthanasie“

In der Stadtbibliothek am Wall hielt Gerda Engelbracht einen Vortrag, der die Verlängerung der Ausstellung „entwertet – ausgegrenzt – getötet“ einläutete. Zum Ausstellungthema der „Kindereuthanasie im Nationalsozialismus” passend, referierte Gerda Engelbracht über die „Euthanasie“-Verbrechen an Bremer Kindern im Nationalsozialismus und zu den Fragen: Wer waren die Kinder, wie funktionierte das mörderische Netzwerk, wer war beteiligt und welche Rolle spielten Eltern?

Von Edwin Platt

Osterholz / Altstadt. Im Krimisaal der Stadtbibliothek wäre mehr Platz für Interessierte gewesen. Tobias Peters, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtbibliothek, kündigt die Verlängerung der bestehenden Ausstellung „entwertet – ausgegrenzt – getötet“, wegen guter Resonanz an und begrüßt Gerda Engelbracht. Engelbracht steht am Rednerpult. Bremer Fälle der Kindereuthanasie, ist das Thema der Kulturwissenschaftlerin. Schon 2009, nach ihrem Fund von 36 Akten in einem Hannoveraner Archiv, hatte sie das Bremer Telefonbuch gewälzt. Konnte es noch Angehörige geben? Die gefundenen Akten belegten 36 Einlieferungen von Bremer Kindern in die Kinderfachabteilung Lüneburg zwischen 1942 und 1945. Was Einlieferungen in deutsche Kinderfachabteilungen bedeuteten war Gerda Engelbracht längst klar. Wie kam es zu Einlieferungen? Was hatten Angehörige durchlitten? Gertraud Küchelmann aus Bremen, besagte eine Akte, verstarb am 12. November 1942 in der Kinderfachabteilung Lüneburg. Drei Weiterlesen …

Verfasst von: Edwin Platt | 29. Dezember 2012

Halloween und Reformation


IMG_3940pDie evangelische Versöhnungsgemeinde hat am letzten Oktobertag Kindern die Freude an gruseliger Verkleidung gelassen und ihnen den Reformationstag und das Leben Martin Luthers nahe gebracht. Stephanie Müller, Gemeindepädagogin, hat im Gemeindebrief zur Reformationsrally für Kinder von sechs bis zwölf Jahren angekündigt. Die Versöhnungskirche war Treffpunkt für gut 20 Kinder, einige verkleidet, viele Jugendliche Teamer und Stephanie Müller.

Von Edwin Platt

Sebaldsbrück. Der keine Martin Luther sitzt mit seinen vielen Geschwistern am Tisch (es waren vermutlich neun) Mutter sagt: „Es wird erst gegessen wenn Vater daheim ist“, und jagt Martin der naschen wollte durch den Saal, durch staunend dreinblickende Eltern. Doch das Bühnenspiel kam erst nach der Rallye. Stephanie Müller hatte mit Familien der Versöhnungsgemeinde die abendliche Rallye vereinbart. Wenn Kinder an Helloween und dem Reformationstag 31. Oktober klingeln und den Aufkleber mit M L und der Lutherrose (Luthers Weiterlesen …

Verfasst von: Edwin Platt | 11. November 2012

Grenzenlose Chormusik und fernseh erprobtes Solo in Tenever


Ein gemeinsames Benefizchorkonzert für ein soziales Projekt in Ghana begehen der Chor ohne Grenzen mit dem Bremer Bürgerschaftsmitglied und Chorleiter Elombo Bolayela, der Überraschungssieger aus der vierten Show von das Supertalent Christian Bakotessa und der teneveraner Gospelchor Joy of the Lord in der Regie des Mütterzentrum Osterholz-Tenever am 17. November im OTe Zentrum.

Von Edwin Platt

Tenever. Der Chor ohne Grenzen hat sich vor zehn Jahren zusammengefunden. Holländische, französische, afrikanische und deutsche Chorsänger anderer Chöre mit sozialem Engagement und christlichem Hintergrund schlossen sich zusammen um Lieder christlichen Gedankenguts unterschiedlicher Nationalitäten zu interpretieren. Gemeinnützig wirken und Spenden sammeln war schon bald Inhalt des Chors ohne Grenzen der zum Verein wurde um die Spendenaktivitäten besser organisieren zu können.

Heute stehen hauptsächlich afrikanische Spirituals auf den Liedblättern der Sängerinnen und Sänger für die der Chor weit über Bremens Grenzen hinaus bekannt geworden ist. Die typisch afrikanische Seite der Spirituals Weiterlesen …

Verfasst von: Edwin Platt | 11. November 2012

Hilde Timmermann zeigt Ansichten


 Hilde Timmermann hat ihre Augen geschult und ihren Pinselstrich geübt. Seit fast 20 Jahren malt Hilde Timmermann Aquarelle oder mit Acryl. Ihre Motive liegen vor der Haustür und in der Ferne. Landschaften, Stillleben, Tierszenen inspirieren sie zum Schaffen auf Leinwand. Die Farben benutzt sie eher sparsam als deftig. Ihren größten Erfolg sieht sie in einer Ausstellung in der unteren Rathaushalle unter vielen weiteren. Nun sind 20 Arbeiten von Hilde Timmermann im Café Gabriely im OTe Zentrum zu sehen.    

Von Edwin Platt

links Sarah Lott , rechts Hilde Timmermann

Tenever. Hilde Timmermann malt seit 1993. Am Mittwoch feierte sie ihre Ausstellungeröffnung im Café Gabriely zu der sich gut 40 Gäste am Nachmittag eingefunden hatten. Die gebürtige Arbergerin mit Eltern von der Mosel lebt heute in Osterholz. Sie war lange Zeit Mitarbeiterin des Ortsamtes Osterholz im Bereich Wohnungswesen. Die Teneveraner Häusern und das Cafè Gabriely hatte sie gut in Erinnerung, als sie mit ihrer Seniorengruppe von der St. Antonius Gemeinde zum Kaffeetrinken ins Gabriely einkehrte. Dort hing eine Bilderausstellung. Zu dieser Ausstellung rief Hilde Timmermann Sarah Lott vom Mütterzentrum Osterholz-Tenever an, die das Café des Mütterzentrums betreut.

Hilde Timmermanns Mann erlag 1991 einem Leiden. In einer anschließenden Reha-Maßnahme für Hilde Timmermann kam sie in der Maltherapie mit Farben auf Leinwand in Berührung. Ihr Abschiedsgeschenk einer Reha Kollegin; ein Aquarellmalkasten. 1993 reiste Sie mit ihrer Cousine in einem Mietwagen quer durch Kanada bis nach Alaska hinauf. Hier hielt Hilde Timmermann erstmals vieles skizzenhaft fest, was sie faszinierte. Zurück in Weiterlesen …

Verfasst von: Edwin Platt | 11. November 2012

Bremer Spenden reisen nach Ghana


 Kleine Wunder in Afrika geschehen häufig durch viele helfende Hände und ein gemeinsames Ziel in Europa. Sarah Lott, Christa Brämsmann und Fritz de Milas waren anlässlich einer Reise in das Herkunftsland Ghana des teneveraner Pastors James Kwarteng tief beeindruckt von der Einfachheit örtlicher Verhältnisse. Ein Hospital musste aus Mangel an Betten und Material Patienten abweisen,  2500 Menschen eines Dorfes kaufen ihr Trinkwasser Kilometer entfernt aus dem Wasserhahn einer Schule, die Weberei und Nähwerkstatt sind wenig produktiv wegen häufiger Stromausfälle und fehlenden Zubehörs. Helfen? Aber wie.     

Von Edwin Platt

Tenever. Die Zugmaschine setzt in die Wendeschleife Neuwieder Straße zurück und hält vor Haus 23, dem höchsten Gebäude der umliegenden Betonsiedlung. Der Bürgersteig steht voll mit Bettgestellen und Kartonverpackungen, da ein Kopierer, hier eine mechanische Nähmaschine im angestoßenen Holzschrank. Pfaff liefert seit vielen Jahren nur noch Elektrische. Der Umzug, einer dieser kinderreichen Familien? Nein. Hier an einer der bedürftigen Ecken Bremens werden Sachspenden für Ghana in einen Container verfrachtet. Vor Jahren waren Sarah Lott, Christa Brämsmann und Fritz de Milas mit Pastor James Kwarteng in dessen Heimatland Ghana. Das Land hat die Kollegen des Mütterzentrum Osterholz Tenever nachhaltig beeindruckt. Seither setzten sie sich mit Engagement für die Afrika und Ghanahilfe ein. Durch den Umbau des Klinikum Mitte konnten sie von Weiterlesen …

Verfasst von: Edwin Platt | 11. November 2012

Gelebte Inklusion? Der Martinsclub im Tanzwerk


 Ein inklusiver Tanztreff ist das Angebot des Martinsclub im Tanzwerk Bremen. Corinna und Lars Mindt leiten die maximal zwölf Tanzenden im Ausdruckstanz an. Heute sind Claudia, Martin, Aladdin und Laura zum Tanzen gekommen. Einige haben sich Krank- oder Abgemeldet und der Kurs ist noch nicht ausgebucht. Beim Sport und Ausdruckstanz reichen der Vorname oder ein freundliches „Du“.

Von Edwin Platt

Steintor. Corinna ist Tanzpädagogik Absolventin der Bremer Fachhochschule und hat sich in Feldenkrais, Joga, Körperwahrnehmung und Improvisation weitergebildet. Lars hat in Hannover Clown, also Ausdruck und szenisches, gelernt und ist tanzbegeistert. Claudia, Martin, Aladdin und Laura sind selbstständig, behindert, mit dem Martinsclub verbunden und leben nicht zusammen, sondern allein oder in Wohngruppen.

Ein Link des Martinsclub im Internet verweist auf die Inklusive-Stadt-Bremen Seite: Inklusion geht noch weiter, denn damit ist gleichberechtigte Teilhabe in allen Bereichen des Lebens gemeint. In Arbeit, Bildung und Freizeit, beim Wohnen, in der Schule oder beim Sport. Für Menschen mit Behinderung gibt es eine entsprechende UN-Konvention, das ist ein völkerrechtlicher Vertrag, dem Deutschland im Februar 2009 beigetreten ist, sich also zu Maßnahmen für Teilhabe und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben verpflichtet hat. Das Projekt „Inklusive-Stadt-Bremen“, bezieht sich indessen auf alle Menschen mit einem sozialen Anliegen, ob mit oder ohne Behinderung.

Der Martinsclub nimmt Inklusion ernst und schafft Angebote. Corinna Mindt: „Wir Unterrichten in keiner Gruppen anders wie hier“. Beim Aufwärmen wird klar was Corinna Mindt meint. Claudia, Corinna, Martin, Aladdin, Laura und Lars klopfen sich mit den Händen ab. Lars gibt Bewegungen vor die nachgeahmt werden. Ein „Klatsch“ geht rum. Lars klatscht in Richtung Aladdin, Aladdin zu Corinna, Corinna zu Laura … es wird immer schneller, bis das „Paah“ rumgeht. Bei jedem „Paah“ entleeren sich die Lungen explosiv. Mit einem „gedachten“ Umhang stolzieren die sechs jetzt wie Könige oder Stierkämpfer durch den Raum. Jeder nimmt sich so viel Platz wie er braucht. Keiner kommt zu einem anderen zu nahe. Jeder hinterlässt seine Spur. Elegant sieht das aus, bis die Umhänge fallen und mit einem sanften Kick weggeschossen werden. „Seid ihr alle warm“, Corinna Mindt vergewissert sich, doch die wärmenden Jacken haben alle Tanzenden längst abgelegt. Akkordeon Musik animiert zur Bewegung. „Stellt euch wie ein Kunstwerk hin, benutzt den ganzen Raum. Löst eure Figur auf und findet woanders etwas Neues, “ bei den Worten zeigt Corinna sich als Läuferin  erstarrt, schreitet weiter und räkelt sich zu Boden. Zur folgenden Übung gehören immer Zwei. Lars und Martin, Laura und Corinna, Aladdin und Corinna beginnen. Lars, Laura und Corinna werden zu Statuen. Martin, Laura und Aladdin bewegen sich um ihre Partner herum ohne sie zu berühren, ohne sie zu streifen, aber sehr dicht. Sie schlängeln sich zwischen ihren Beinen hindurch, streichen über ihre Köpfe oder halten ihre Hand als telefonierten die Statuen. Alles ist ganz dicht erlaubt. Dann wird getauscht. Erforschende werden zu Objekten. Die Weltmusik gibt ihren Bewegungen Rhythmus und Gleichklang. Dass es hier um Tanz geht, ist jedem anzusehen. In der nächsten Stufe des Tanzspiels sind Berührungen erlaubt. Martin und Lars wirken harmonisch. Martin legt seinen Kopf auf Lars Händen ab. Dann lehnt Martin sich leicht bei Lars an. Lars wird zur Bank auf der Martin ruhen könnte. Martin ist vorsichtig. Die erste Stunde des szenischen Tanzes heute ist vorüber. Pause. Weitere drei Stunden bis 14 Uhr stehen für Übungen und Proben im Tanzwerk, auf glattem  Parkett, zur Verfügung. Nächstes Jahr, zu einer Feier des Martinsclub, möchte die Tanzgruppe eine szenische Darstellung zur Feier beitragen. Beim Ausdruckstanz zeigen Claudia, Corinna, Martin, Aladdin, Laura und Lars ihre Gelenkigkeit, ihren Ausdruck, ihre Koordination, ihre Fitness und in all dem stehen Claudia, Martin, Aladdin und Laura Gesunden gegenüber in nichts nach. Messbare Leistung nicht der Maßstab, eher individuelles Vermögen und Ausdruck. „Wir Unterrichten in keiner Gruppen anders wie hier“, sagte Corinna Mindt nicht um große Worte wie Inklusion zu erklären, sondern weil Menschen im Ausdruckstanz nicht behindert oder gesund sind, sondern Aladdin oder Laura oder Du. Individuen.

Ab 2013 werden diese Tanzworkshops, offen für alle Menschen, in Kooperation mit der Bremer Volkshochschule angeboten. Corinna und Lars Mindt sind auch bei Tanzbar_bremen  aktiv.

Neben dem Tanzangebot im Tanzwerk hat der Martinsclub Inklusionskurse oder -Angebote in den Bereichen Computer-Café, Fahrrad-Werkstatt, Samba, Tanz und Bühne, Fußball und Bogenschießen (HB-Nord), zusätzlich für Senioren Tanz-Tee und Bingo im NAHBEI (Findorff) und für die Jugend Fußball für alle und die Martinsclub Band „The Spunks“.

Martinsclub Buntentorsteinweg 24 / 26, Telefon 53 74 740, Mail: kontakt@martinsclub.de. Tanzwerk, Schildstraße 12 – 19, Telefon 76 228, Mail: info@tanzwerk-bremen.de.

Verfasst von: Edwin Platt | 11. November 2012

„Alles Unikate“ im Schnürschuhtheater


 Nicht nur das Publikum ist Ü 50, sondern auch die Akteure des TuT Clown Ensembles im Schnürschuhtheater. Das ist gut so, denn die Truppe aus ehemaligen Schülern der hannoveraner Clown Schule setzten sich in ihrem Programm „Alles Unikate“ mit ihnen bekannten Problemen auseinander und die sind alters und leidensbedingt. Ekkehard Rieger führt Regie und sagt: „Wir mussten alle lernen ohne Scham zu scheitern“.

Von Edwin Platt

Neustadt. Ohne Scham ist Rosa Rasanta auf der Bühne fast gescheitert. Ulrike Lüke-Rosendahl als Rosa Rasanta zeigte mit ihrer ganzen Körperfülle vor der Halbzeitpause ihre Hürden beim Strandurlaub. Typisches am Szenenanfang. Schwimmreifen, Standklappstuhl, Sonnenschirm und die „Parzelle“ mit Blumen abgesteckt, lässt sich die Übbige alters- und körperfülle entsprechend mutig und rückwärts in den niedrigen Strandstuhl plumpsen. Das wirkt akrobatisch und die sich wandelnden Gesichtsausdrücke der Rosa Rasanta sind dabei clownneske Meisterleistungen. Weiter ohne Worte, da ganz allein, zaubert sie ihre Umkleidehilfe aus Frotte genäht, kreisrund und bodenlang mit Gummizug am Kopfende aus dem Koffer. Lacher des Publikums bezeugen: das wird knapp. Aber Rosa Rasanta ist Clown, es kommt schlimmer. Unmöglich scheinende Verrenkungen werden unter der Frottehülle ahnbar. Bluse, Rock, Unterwäsche schlupfen eines gemächlich nach dem anderen unter aufbrausendem Publikumsgelächter aus der flexiblen Öffnung für ihren Kopf. All das passiert altersgemäß bedächtig, was das Publikumserlebnis steigert. „Ich mag Rosa“, sind schließlich Rosa Rasantas einzige Worte, als sie im Rosa jahrhundertwende Badeanzug knielang, züchtig und luftig geschnitten aus der Frottehülle steigt, den mächtigen Schwimmreif überstreift und tapsend die Bühne Richtung Meer verlässt.

Zwischen Soli, Duetten, Trios und Quartetten in denen das Clown Ensemble 50 plus auf der Bühne agiert zeigen sie kuriose, grüblerische, heitere Spots in denen Koffer immer eine Rolle spielen. Da bepacken zwei Herren eine Dame mit fünf Koffern und sinds zufrieden, da versteckt sich wer hinterm Koffer und wird enttarnt, da wartet wer scheinbar neben dem Koffer auf die Abfahrt und ein anderer geht mit dem Koffer davon.

Bereits vor dem lachmuskelstrapazierenden Strandurlaub zeigte Betty Quer alias Barbara Zölfel ihren grandiosen Beitrag „Turne bis zur Urne“. Ihr guter Tipp aus der Zeitung, den sie beherzigen möchte: Fit in sechs Wochen für Jedermann. Betty Quers Ansporn in betagtem Alter sportliche Fitness zu erreichen ist beachtlich. In ihrer farbig munterten Aufmachung und mir roten Zöpfen, erinnert Betty Quer an eine Pipi Langstrumpf Ü 60. „30 Minuten Aufwärmen“, liest Betty. Mit Backuhr, Pudelmütze und dicker Decke, in die sie sich einwickelt, wird ihr mächtig warm. Quälende Hitze steigt auf, verrät überdeutlich die Mimik. Wo bleibt das erlösende Klingeln. Die Backuhr unter ihrer Decke läuft endlich und erlösend ab, freilich nicht ohne nachzuhelfen. Nach dem Aufwärmen folgt der Hund. Yoga ist angesagt. Der Hund schafft mühsam eine kleine Runde, apportiert die Decke, legt sich drauf und kratzt sich genüsslich den Bauch. Das Walking an Stöcken wird zum Keisverkehr. Weil Betty Quer der Technik von Teleskopstöcken nicht gewachsen ist, kreist sie wenige Runden mit dem außen langen Stock um den Kurzen herum. Ihr halber Lotussitz auf flachem kleinem Tischchen treibt Tränen in lachende Augen. Sie sitzt, zieht Beine um sich, vor sich, an sich, übereinander, gerät mit Armen in Not, die verklemmt unerlösbar scheinen. Rettungslos verknotet, verliert Betty ihr Gleichgewicht. Ein böser Sturz droht. Sie fällt hintenüber un d ist wunderbar befreit. „Fit in sechs Wochen. Ich habs geschafft“.

Else Säuberle alias Heiderose Schweikart ist die Plaudertasche unter den Clowns. Als Putzfrau im Kunstmuseum betritt sie dreimal die Bühne und erzählt vom Reiz unfehlbarer Ereignishaftigkleit und von Schrauben als Fragmente eines Flügels. Mehr sei nicht verraten, denn, so bleibt zu hoffen, das TuT Clown Ensemble 50 plus wird wiederkommen ins Schnürschuhtheater. Über 70 Gäste auf der Tribühne applaudierten was sie konnten.

Das Norddeutsche Team aus Oldenburg, Nordenham, Braunschweig, Hessen und weiteren Orten hat in über zwei Jahren Ausbildung wöchentlich zwei bis dreimal an der Clownschule in Hannover zusammengefunden und tritt seit 2007 gemeinsam auf. Wobei Soloauftritte einzelner an ihren Wohnorten in Krankenhäusern, Kitas und bei anderen Gelegenheiten ihre Auftritterfahrungen stärken. Für ihr  Bühnenprogramm Alles Unikate fragten sich die Clowns: „Woran scheitern die Leute“. „Wenn etwas als Clown nicht geht, ist das nicht schlecht“, sagt Ekkehard Rieger. Das ist zu verstehen, denkt man im gesetzten alter voyeuristisch ans Bettenbeziehen. „Clown sein ist kein Kinderkram“, sagte ein Herr aus dem Publikum. TuT Ensemble 50 plus: Barbara Zölfel spielt Betty Quer, Heiderose Schweikart spielt Else Säuberle, Ekkehard Rieger spielt Karli, Jens Uwe Korte spielt Poppin, Gerlind Pusch spielt Priscilla, Reinhold Bretall spielt Ronaldo und UlrikeLüke-Rosendahl spielt Rosa Rasanta. Regie Ekkehard Rieger. Schnürschuhtheater, Buntentorsteinweg 145, Programm / Vorbestellungen Telefon 555 410

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