Verfasst von: Edwin Platt | 28. Juli 2011

Bundesweiter Blick auf Arbergen


Von Edwin Platt

Arbergen. Welche Bedingungen schaffen wir für unser Leben im Alter? Wer kommt mit seinem Rollstuhl Zuhause raus und rein und in seiner Wohnung zurecht. Können Hängeschränke noch genutzt werden? Wie sieht es im Bad aus? Sturzgefahr? Notruf? Können wir in fünfzehn Jahren noch selbst einkaufen? Allein zu Hause? Was ist die Alternative zum Heim oder Pflegeplatz. Unangenehme, wichtige Fragen stehen im Mittelpunkt eines bundesweiten Pilotprojekts. Von etlichen Bewerbern erhalten sechs Unterstützungen, die Freiräume schaffen, um den Altersfragen intensiv zu begegnen. Das Bremer Arbergen ist ein ausgewählter Standpunkt der sechs bundesweiten Modellregionen in denen neue Antworten gesucht werden. Erste Ergebnisse sind jetzt vorgestellt.

In der, in Rekonstruktion  und Renovierung befindlichen, Arberger Mühle fanden sich Vertreter der Gruppen des Arbeitskreises zusammen, um Ergebnisse der sechs Gruppensitzungen, die seit Herbst 2010 stattfanden, offenzulegen. Um die Arberger Mühle entsteht das Stiftungsdorf der Bremer Heimstiftung, in dem altengerechtes Wohnen nach modernen Maßgaben möglich werden soll, das generationenübergreifend geplant wird. Dort sollen Untersuchungsergebnisse des Bundesmodellvorhabens zum altersgerechten Umbauen und altersgerechter Infrastruktur einfließen. Zweites Anliegen der Arbeitsgemeinschaft ist es Konzepte zu entwickeln, die den Stadtteil Arbergen mit seiner dörflichen Charakteristik annehmen und hier konkrete Möglichkeiten zu entwickeln, die beispielsweise den öffentlichen Verkehr anpassen oder die soziale Integration im Sportverein von Senioren erhöhen und das unter Berücksichtigung alterstypischer Einschränkungen. Ein greifbares Ergebnis ist schon umgesetzt. Die unebenen, nicht rollstuhlgerechten  Wege in den Grünanlagen um die Einrichtung der AWO sind vom Umweltbetrieb Bremen geebnet worden. In Kooperation mit der Bremer Uni entstehen altersgerechte technische Hilfsmittel für Arbergen, die Pilotstatus haben. Eine Fernbedienung mit vier bis höchstens acht Tasten entsteht, mit der das Fernsehgerät einfach und in neuer Weise, genutzt werden kann. Am Fernsehschirm soll die Liste Notdienst habender Ärzte genauso einfach aufrufbar sein, wie Veranstaltungen in der Nähe aufgerufen oder die Einkaufsbestellung für den Supermarkt übermittelt werden können. Das Videotelefonat via Skype, mit dem Enkel auf dem Fernsehbildschirm, wird dank dieses Projektes ohne PC-Kenntnisse real. Weiter ist ein Sturzerkennungssystem an der Bremer Uni im Entstehen und soll in mindestens zwei Wohnungen als Pilot- und Praxisprojekt umgesetzt werden. Konkret kann damit ein Sturz im Bad, auch von allein lebenden, erfasst und gemeldet werden. Eine hohe Reduzierung der Gefahren in diesen Situationen wäre die Folge. Ein Supermarkt in Arbergen hat auf Ansprache einen Lieferdienst eingerichtet. Ein Verkaufswagen der Einkaufswege für Senioren auf ein Minimum reduziert ist angedacht. Ist die einfache Fernbedienung erst Realität, wird es um die Entwicklung einer regionalen Internetplattform gehen, auf der die relevanten Daten für Arbergen aufbereitet zu finden sind. Sachliche Informationen wie Apothekenöffnungszeiten und ihre Notdienste, wie auch Skype Adressen für den Klönschnack oder die Verabredung zum Kartenspiel könnten hinterlegt sein. QR-Code könnten Zeitungsartikel in großer lesbarer Schrift auf Fernseher zaubern. Alle Entwicklungen und Ansätze sind durch Fachkräfte aus der Altenarbeit und persönlich von Senioren reflektiert und Praxistests unterzogen. Das jeweilige Ergebnis wird weiterentwickelt. Zielsetzung aller Gedanken, Ansätze, Entwicklungen und Erprobungen ist, das dörfliche Wohngebiet Arbergens, so umzugestalten und zu entwickeln, dass ein langes selbstständiges Leben, wie es von vielen gewünscht wird, in den vertrauten vier Wänden ohne soziale Ausgrenzung oder gar Vereinsamung gut zu führen ist. „Miss Marple meets Hightech,“ umschrieb Professorin Dr. Kerstin Schill von der Uni humorvoll wie treffend ihren Ansatz. Demnächst soll es ermöglicht werden, einige in Privatinitiative altengerecht umgestaltete Wohnungen zu besichtigen. Dabei werden die Experten Anregungen sammeln und Anregungen geben. Vielleicht bedarf es nur weniger Mittel, um eigene Räume anzupassen. Vielleicht rückt dadurch eine Heimunterbringung in ferne Zukunft. Wichtig ist es existierende Möglichkeiten zu nutzen, bevor persönliche Einschränkungen zur Heimunterbringung führen. Unter dem Titel A 3, Allianz altengerechtes Arbergen, werden weiterhin Informationen gesammelt. Denkansätze und zukunftsträchtige Konzepte entstehen, werden durch bundesweites Interesse beobachtet und Arbergen darf noch einiges davon erwarten, was das Miteinander sympathischer gestaltet. In der mehrseitigen Zielvereinbarung sind die konkreten Grundlagen für weitere Schritte fixiert. An der Veröffentlichung des Zwischenstandes wirkten unter anderem Sabine Bonjer, Bremer Heimstiftung, Prof. Dr. Kerstin Schill und Mitglieder der wissenschaftlichen Projektarbeit der Bremer Uni, Klaus-Martin Hesse vom Forum, Ullrich Höft, Ortsamtsleiter in Hemelingen und Rainer Nalazek Vorsitzender der KAG (kommunalpolitische Arbeitsgemeinschaft Arbergen) mit.

Kontakt KAG Telefon 48 35 66 Mail rainer.nalazek@web.de


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