Verfasst von: Edwin Platt | 7. März 2012

Jona, Hilfen für Kinder und Angehörige


 

 

Edwin  Platt

Altstadt. Mit einem Orgelpunkt an einem Freitag nachmittag begann die Auszeichnung von zwölf Jona Mitarbeiterinnen in der Kirche „Unser Lieben Frauen“. Werke der Komponisten Scheidemann, Buxtehude, Tunder und Bach ließ Hilger Kespohl auf der Orgel feierlich erklingen. 250 Besucher verließen die Kirche nach den letzten Klängen und dem Beifall ebenso ruhig gestimmt wie angeregt durch gewaltige und zarte Klänge der vielen Orgelpfeifen. Stille kehrte ein. In zwei vorderen Reihen blieben geladene Gäst. Andreas Wegener, Mitarbeiter der Diakonischen Stiftung Friedehorst ergriff von der ersten Stufe zum Altar das Wort. Andreas Wegener verlieh zwölf ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des ambulanten Kinderhospiz Jona feierlich Urkunden die ihre Ausbildung belegen. In 120 Unterrichtsstunden haben Sie sich mit dem anspruchsvollen Inhalt der Hospizarbeit gewidtmet. Die Begleitung schwer chronisch erkrankter und von kurzer Lebenserwartung betroffener Kindern und deren Angehörigen bis zum Lebensende der Kinder im Verein Jona, ist ohne fundierte Vorkenntnisse nicht sinnvoll. Die Begleitung der Kinder und ihrer Angehörigen endet regelmäßig mit dem Lebensende der Kinder. Dieser Aufgabe stellen sich die Damen. Der Verein Jona gründete vor fünf Jahren und nahm damit seine Arbeit als ambulantes Kinderhospiz in Bremen auf. Mit den nun ausgebildeten Damen zählt der Verein 32 aktive Mitglieder die auf Anfragen an den Verein in Familien gehen in denen lebensbedrohlich erkrankte oder schwerstbehinderten Kinder mit eingeschränkter Lebenserwartung gehen, um die Familien einfühlsam, ermutigend und kompetent in ihrem besonders geprägten Umfeld zu begleiten. Der Verein Jona hilft bereits nach der Feststellung von lebensbedrohlichen Umständen und damit bereits weit vor der lebensbeendenden Phase. Jona hilft kostenfrei. Im Vorbereitungskurs für die Aufgaben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit ging es um Hilfen für die Betroffenen bei alltäglichen Problemen ebenso, wie um die psychologisch sinnvolle Begleitung jedes Familienangehörigen, insbesondere Geschwisterkinder. Es ging darum Kraft zu Spenden und Trost zu finden, in belastender Zeit, ebenso wie unterstützende Hilfen beispielsweise Betreuungszeiten um Frei-Zeiten zu ermöglichen. Zwei hauptamtliche Koordinatorinnen stehen bei Jona hinter den ehrenamtlichen HelferInnen und leisten im Verein für die Betreuerinnen und die Betroffenen weit mehr, wie die Koordination von Terminen und Fortbildungen. Supervisionen und ein ständiger Austausch über die Tätigkeiten und Probleme sind ständige Begleiter der gut 30 Jona Mitarbeiter. Eva Diers steht in der Reihe der Damen und erhält gerade ihre Anerkennungsurkunde und eine Rose. 120 Stunden Freizeit hat sie bei Schulungen verbracht bevor sie auf die Warteliste kam um für ihren ersten Einsatz eingeteilt zu werden. Die junge Frau studiert in Bremen Psychologie und kann sich als Berufsziel die Mitarbeit im kinderpsychologischen Dienst eines Krankenhauses vorstellen. Die Erfahrung die sie bei Jona sammeln kann ist ein Grund für ihre Mitarbeit, ein anderer ist die Mitarbeit ihrer Mutter in der Hospizarbeit. „Bei Jona kann ich Erfahrungen mit chronisch kranken Kindern zu sammeln. Die Aufgabe sehe ich als Herausforderung. Eltern und Geschwister brauchen Unterstützung, “ sagt Eva Diers. „ Wenn ich davon erzähle, liegen die Reaktionen oft zwischen ablehnen und staunen. Die meisten können sich das nicht vorstellen, “ und Eva Diers fügt an, daß die Stimmen leicht mitleidig werden. Für die Begleitung kranker Kinder werden Kriterien mit den Ehrenamtlichen abgestimmt. Gut ist es, wenn Interessen, Terminwünsche, auch die Häufigkeit und Länge der Besuche, oder Wünsche an die Familienkonstellation übereinstimmen. Ein Zeitlimit von etwa Wochen oder Monaten gilt nicht. Persönliche Gründe der Ehrenamtlichen oder das Lebensende der Kinder führen zum Ende der Begleitung. Jeder Abschied fällt schwer. Dabei helfen den ohne Honorar Arbeitenden die Supervisionen mit KollegInnen. Für Eva Diers sind die Ausbildungsstunden mit Gastreferenten besonders eindrücklich gewesen. Da war die Schulung zur Gesprächsführung in Familien, zur Nahrungsaufnahme durch eine Fachkraft der Stiftung Friedehorst, die Seelsorge durch einen Pastor, ein Psychologe aus dem Kinderklinikbereich berichtete, eine Logopädin, ein Ergotherapeut, eine Bestatterin mit kreativem Potenzial, der Besuch bei Trauerland, alles einprägsame Begegnungen die Eva Diers helfen werden zu Helfen. Und da waren Eltern sterbender Kinder zu Besuch die gerne Hilfen annahmen. Heike Schimanski aus Bremen Nord verfügt über Erfahrungen in der Begleitung sterbender Kinder. Sie betreute ein bei Friedehorst stationär aufgenommenes Kind, dessen Eltern nicht in Deutschland leben. Das vorhersehbare Lebensende stellte sich gegen die Urlaubstplanung ihrer eigenen Familie. Sie blieb und leistete Beistand während Mann, Tochter und Sohn voraus reisten. „Es war gut so“, sagt Heike Schimanski: „Es ist ruhig und friedlich in meinen Armen eingeschlafen.“ Zur Beisetzung unterbrachen die Schimanskis ihren Urlaub und nahmen gemeinsam bei der Trauerstunde Abschied, denn ihre Kinder erlebten das Ende einer Freundschaft. Sie hatten häufig und gerne bei Besuchen mit dem erkrankten Kind gespielt. Heike Schimanski hilft jetzt einer alleinerziehenden Mutter mit ihrem zwölf Monate alten Kind, das durch schwere Hirnschäden beeinträchtigt ist. Die Begleitung hat während der Trennung des Vaters und der Mutter bestanden und den Umzug durchlebt. Zwei Vormittage wöchentlich vereinbarte sie mit der Mutter damit die ihre Termine beim Arzt, zu Behörden oder für einen Spaziergang allein wahrnehmen kann. Dann fährt Heike Schimanski ins Bremer Umland in die neue Wohnung der Mutter und füttert, unterhält und beaufsichtigt und wickelt frische Windeln. Kehrt die Mutter heim ist Heike Schimanski offen für die Sorgen um das Kind, um die Trennung und für die persönlichen Betroffenheiten der Mutter in schwieriger Lebenslage. „Ich wundere mich, wie unterschiedlich die Menschen mit dem Tod umgehen. Manche machen früh, andere spät Erfahrungen damit und andere hatten noch garkeine, als sie in den Kurs kamen, “ sagt Heike Schimanski. „ Ich werde so herzlich und mit offenen Armen empfangen, das gibt mir ganz viel zurück, “ antwortet die Ehrenamtliche darauf, was ihr das Engagement gibt. Gab es bei ihrer erwähnten Betreuung des Kindes in Friedehorst keine nahen Angehörigen zu denen sie eine Beziehung aufgebaut hat, wird es nun anders kommen. Wenn das Lebensende des Kindes eingetreten ist, beginnt eine schleichende, sechs Monate dauernde Entwöhnung zwischen der Ehrenamtlichen und der Mutter. „Es muss nicht aufhören“, sagt Heike Schimanski: „Zum Beispiel gemeinsame Friedhofbesuche sind denkbar.“ „Leben begleiten bis zuletzt“ steht außen auf dem Infoblatt des Kinderhospitz Jona. Es braucht mehr wie viele Stunden Ausbildung, um die Aufgaben der Kinderhospizhilfe zu bewältigen und ein Lohn ist in Euro nicht messbar.

Jona Kinderhospiz Knochenhauerstraße 15, Telefon 638 12 69, Notfall 638 10, Mail kinderhospiz@friedehorst.de, http://www.kinderhospiz-jona.de

Auf der Jona Internetseite werden vom Schirmherrn und Bremer Tatort Komissar Oliver Mommsen zwei Karten für das Theater am Kurfürstendamm in Berlin zu dem Stück „Fettes Schwein“ mit anschließendem Gespräch mit dem Schauspieler verlost.


Antworten

  1. Auf meinem Iphone sieht dein Blog irgendwie seltsam aus.


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