Verfasst von: Edwin Platt | 28. August 2012

Aktiv gegen Wohnungsnot


In einem ersten öffentlichen Schritt möchte das Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ in der Kirche Unser Lieben Frauen mit Politikern die Bremer Wohnungnot diskutieren und Transparenz in das Thema bringen. Welche Maßnahmen wirken schon und werden realisiert seit Rot Grün im Mai 2011 1000 Wohnungen schaffen wollte. Wird für Rentner, Studenten, Alleinerziehende oder Obdachlose ein Licht am Ende des Tunnels sichtbar oder fährt der Zug auf sie zu. Wo entsteht bezahlbarer Wohnraum in Bremen oder gilt allerorts lukrative Vermarktung.

Von Edwin Platt

Altstadt. Der Bremer Notstand an bezahlbarem Wohnraum ist bekannt. Im Mai 2011 hatten Rote und Grüne Politiker sich auf die Fahne geschrieben 1000 Wohnungen zu schaffen die für Senioren mit sinkender realer Rente, für Studenten die vom Bafög leben, für Alleinerziehende von vielleicht drei Kindern, für kinderreiche Migrantenfamilien deren berufliche Qualifikationen nicht anerkannt werden, für Wohnungslose die in den Rathausarkaden unterkommen zu schaffen. Also für Gruppen von Menschen die real auf dem Bremer Wohnungsmarkt nahezu chancenlos sind. Das Bremer Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ möchte die Bemühungen um niedrigpreisigen Wohnraum unterstützen und Transparenz über das politische Handeln schaffen. Eine Diskussionsveranstaltung mit Dr. Joachim Lohse Senator für Bau, Umwelt, Verkehr und Dr. Karl Bronke Abteilung Soziales bei der Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen, mit Betroffenen und Fachleuten und einer Moderation von Pastor Michael Schmidt von der Geschäftsführung des Diakonischen Werkes Bremen e.V. findet am 4. Juli, 18 Uhr in der Kirche Unser Lieben Frauen statt.

Das Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ ist aus der Winterkirche in Unser Lieben Frauen gewachsen. Im ersten Durchlauf der Winterkirche von Dezember bis März gab es einmal wöchentlich mittags einen Teller Suppe kostenlos. Das war zu wenig. Ab November bis März wird es wieder Winterkirche mit den Angeboten Aufenthalt, Gespräche und Essen geben. Das Angebot richtet sich an den Kaufmann in seiner Mittagspause, den Politiker, den Verkäufer, wie den Wohnungslosen oder den Hungrigen. Berührungspunkte zwischen Menschen können entstehen und sind erwünscht. Wie groß die Not um Wohnraum ist zeigte sich in sehr vielen Gesprächen zwischen den eherenamtlich arbeitenden Veranstaltern und den Gästen. Die Angst der Rentner vor der ersten und zweiten Mieterhöhung bei ausgeschaltetem Kühlschrank, die Sorge: „Wo kann ich im Winter eine Tür hinter mir schließen“, ist groß. Das Winterkirchenteam scheiterte mit einem Versuch über die Wohnungnot ihre Gäste mit der Bremer Politik ins Gespräch zu kommen. Je größer das Bündnis ist, je größer ist unsere Akzeptanz, war die Lehre aus dem Scheitern. Zu schnell wuchs das Bündnis beim klopfen gegen offene Türen. Der Verdacht ist bestätigt, dass die Not sich über Bremen verteilt. Quartiersmanager, Streetworker, Kirchlicher Dienst, Mieter helfen Mietern, Asta Hochschule, evangeliche Frauenarbeit, bei allen ging die Tür auf, alle sind betroffen, alle wollen Auskünfte alle brauchen Wohnraum. Bedeutet die Entscheidung mit Bafög an der „Exzellenz-Uni“ Bremen zu studieren bald dem Mieterbund beitreten zu müssen oder die Schuldnerberatung in Kauf zu nehmen? Wohnungsnot entgegenwirken heißt Armutsvermeidung, Entlastung der Schuldnerberatungen, studieren vom Bafög zuzulassen, Vermeidung von Lebensmittelnot, Gesundheitssorge ermöglichen, Erfrierungen von Steinböden vermeiden. Die Wohnungsnot strahlt in viele Bereiche sozialen Lebens aus. Wohnen ist nicht Luxusgut. Studenten gegen Alleinerziehende, auf Platte lebende gegen Rentner auszuspielen muss vermieden werden und geschieht tausendfach bei Wohnungssuchen in Bremen.

Verlässlich ermittelte Zahlen zur Wohnungsnot in Bremen scheinen unveröffentlicht oder nicht existent. Daher fragt das Bündnis: Wie hoch ist der Anteil öffentlich geförderter mietpreisgebundener Wohnungen in Bremen? Wie wird der steigende Bedarf an Singel-Wohnungen gedeckt? Wann wird es bezahlbare Neubauwohnungen geben? Oder nicht zuletzt: Wie steht es in Bremen mit dem Menschenrecht auf Wohnen?

Die gut geführte und sozial engagiert arbeitende GEWOBA führt angesichts fehlenden billigen Wohnraums jährlich Überschüsse von mehreren Millionen an die Stadt Bremen ab. Das Klinikum Mitte wird gewinnorientiert vermarktet. Das junge Gebäude der Frauenklinik aus den achtzigern soll einem Neubau weichen, statt zu Singelwohnungen zu werden. Für das am stärksten frequentierte Kursbad Bremens in der Frauenklinik ist kein Ersatz geplant.

Wie hat die Bremer Politik die Wohnungsnot enstehen lassen und wie kann die „Verwaltung“ zu einem gegensteuernden Konzept mit 1000 Wohnungen werden, die Rot Grün seit spätestens 2011 umsetzen möchte?

„Aktiv gegen Wohnungsnot“, öffentliche Veranstaltung des Bremer Aktionsbündnisses „Menschenrecht auf Wohnen“. Jeder ist Willkommen. Mittwoch, 4. Juli, 18 Uhr, Kirche Unser Lieben Frauen. Kontakt: Bertold Reetz, Verein für Innere Mission Bremen, Friedrich-Rauers-Straße 30, Telefon 30 70 40, wohnungslosenhilfe@inneremission-bremen.de        


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