Verfasst von: Edwin Platt | 22. Juni 2013

Das Ja-Wort im Stile des Rokoko


Rosemarie und Günther Bartels wollen es noch einmal tun. Die schönen Erinnerungen an das Ja-Wort vor 20 Jahren im Roland Center sind ihnen unvergessen. Heute liebt das reife Paar den Rokoko und es lässt die über 200 Jahre alte Epoche optisch zu ihrem erneuten Ja-Wort auferstehen.    

Von Edwin Platt

IMG_0552pHuchting. 1972 entstand als eines der frühen Einkaufzentren Deutschlands das Roland-Center in Huchting. Gut 20 Jahre später, am 7. Mai 1993 gaben sich nach einem Aufruf drei Paare im Roland-Center ihr Ja-Wort. Weitere 20 Jahre später rief Günther Bartels beim Centermanagement mit dem Wunsch an sein Ja-Wort im Center zu erneuern. Recherchen des Centermanagement ergaben, dass die beiden anderen Paare sich nicht noch einmal das Ja-Wort geben konnten.

Würde Bartels Anliegen den heutigen Centerbetrieb stören oIMG_0551pder würde sein Wunsch in alten Kostümen zu kommen eine Attraktion für Huchting. Von Rokoko hatte Günther Bartels aus Westerwalsede am Telefon gesprochen, einer Zeit die 200 Jahre vor der Centereinweihung endete. Einer Zeit die am Ende des gewaltigen, epochalen Barock die kultivierte Lebensführung, den Rückzug vom öffentlichen zur Schau stellen ins Private zum Feinsinnigen und zur Sinnlichkeit brachte.

Rosemarie und Günther Bartels, waren 1993 unter den ersten gewesen die sich im Beisein von Familie, Freunden und Centerbesuchern das Ja-Wort gaben. Nur zwei Wochen später im Verlauf der Aktion „Verliebt, verlobt, verheiratet“, schlüpften sie noch einmal in ihre Hochzeitsgarderobe um den damaligen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde mit 105 Brautpaaren im Center würdig zu begehen. Erst nach gemeinsamen Reisen und Schlossbesichtigungen begannen die Herzen der Bartels für den Rokoko zu schlagen und nach Rokoko Garderoben „von der Stange“ ließen sie sich ihre Wunsch-Rokoko-Kleidung Anfang dieses Jahres auf die Leiber schneidern. Weißhaarperücken, weißer Kragen und weiße Bluse, edel goldener Wanst und goldenes Gewand, darüber Purpur rote Mäntel mit reichlichen Verzierungen aus Stoff und prächtiger Schmuck, so gehen Rosemarie und Günther Bartels ihren FreudenIMG_0547p an einer anderen Epoche nach und beglücken mit ihrem Auftreten auf Schlössern, Burgen und in Museen und besonders deren Besucher.

„Um andere zu begeistern, muss man selbst brennen“,IMG_0566p könnte das Motto der Bartels sein, doch es ist der Slogan der Berliner Agentur Charismamodels von Angelika Suhr, die gern mit reifen Menschen ab 40 arbeitet. Ein romantisch verzierter Pavillon um das zu wiederholende Ja-Wort ins rechte Ambiente zu setzen, ein roter Teppich für den Hochzeitstanz, eine Deko-Wand von Hochzeitsbildern der 20 Jahre alten Aktion „Verliebt, verlobt, verheiratet“, lockt die Centerbesucher aus ihrer Einkaufshast der bunten Taschen und lässt sie staunend stehenbleiben. Günther Bartels sagt nach feierlichen Sätzen von Angelika Suhr im Blumenverzierten Pavillon gelesen zu seiner Rosemarie: „Danke für die schönen Jahre. Da warst immer für mich da. Ja ich will“, und Rosemarie in herrlichstem Rokoko gewandet antwortet zart: „Ja, ich will“. Im Publikum tropft es unbemerkt aus einer Eistüte und hier und da schiebt sich ein Tuch unter Brillengläser die Feuchte zu trocknen.

Jolanta Butenaite vom Roland Center hatte sich tief ins Archiv gegraben um die Hochzeitsmusik, wie vor 20 Jahren, zu finden. Zu Roger Whittakers samtiger Stimme: „Es gibt viele Träume, nur aus Gefühl und Sehnsucht. Geträumt hab‘ ich sie, doch nie eine Nacht allein. So manchem Mädchen, das schon um mich geweint hat, sagte ich irgendwann goodbye. Doch tanzen will ich nur mit dir allein. Ein Leben lang mit dir nur glücklich sein“, führt Günther Bartels seine Rosemarie haltend über roten Teppich und die vier Berliner Charismamodels, ebenfalls in stilechte Rokokogewänder gekleidet, bieten das Spalier um darauf folgend ihren stolzen Schreittanz dem nicht mehr ganz jungen Brautpaar darzubieten.

Für die Fotosession der Bartels mit Tochter, Schwiegertochter, Enkeln, Onkeln, Tanten und FreundenIMG_0569p wechselt der Fotograf aufs Weitwinkel. Nach einem Rundgang im Center, Kaffee und Kuchentafel, wartet am Centereingang, nicht ganz Rokoko, der schwarze 200. Mercedes Modell „Heckflosse“, aus den 60-er Jahren, reich Chromverziert, blank poliert und mit frischem Blumenbukett auf der Kühlerhaube und rotem Kunstledermobiliar.

Wenn auch nicht dem alttestamentlichen Yovel (Jubeljahr) folgend, das nur alle 25, 50 und 100 Jahre gefeiert wird, ist die Porzellanhochzeit der Bartels sicher nicht nur für das Brautpaar eine bleibend schöne Erinnerung.

Das Roland Center an der Huchtinger Heerstraße begeht am 7. und 8. Juni die 15. Sepp-Herberger-Tage, ein Fußballturnier, zusammen mit dem FC Huchting.  


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