Verfasst von: Edwin Platt | 28. Oktober 2013

Vergangenheit mit Zukunft


IMG_1120pDas Straßenbahnmuseum „Das Depot“ in Sebaldsbrück feierte innerhalb der Modellbautage sein 10-jähriges Bestehen. Neben den in Arbeit befindlichen und fertig restaurierten originalen Gleisfahrzeugen, darunter der bis auf das Skelett zerlegte pferdegezogene Schienenwagens von 1850, gab es im Modellbau entstandene Miniaturen von Gleisanlagen und Fahrzeugen in verschiedenen Größen bis hin zu schwimmenden Schiffsmodellen im Wasserbecken zu bewundern.

Von Edwin Platt

Sebaldsbrück. Um Eingang und Kasse liegen Bahnkalender 2014, Prospekte historischen Gleisverkehrs, Umhänge-Automaten für Schaffner, Zubehör aus Fahrerhäusern. Alles sauber aufgearbeitet, wie neuwertig, aber aus vergangenen Tagen. Auf Schildern gelistet die zugehörigen Informationen, Jahr, Linie oder Bahn, Stadt und Funktion. Nach dieser Art Aperitif, tut sich dem Gast die riesige Halle mit den historischen Schienenwagen auf, die ehemals Reparatur- und Wartungsplatz der Bremer Straßenbahnen war. Eine Fünf-Zoll-Eisenbahn, auf der Kinder kauern, dreht zwischen original Triebwagen, seinem kleinen Gleis folgend und den Erfrischungsstand um kurvend seine Runden.

Es duftet nach Waffeln und Kaffee. Puderzuckerstreuend hängt der Blick der Waffelbäckerin am Schleppermodel „Odin“ das seinen Anker fernbedient in das flache Wasserbecken versenkt. In der weiten Halle wirken die zahlreichen Besucher um die Straßenbahnen wie hin gesprenkelt, nur um die Wasserfläche in blauer Folie stehen Modellbaufans etwas enger beisammen. Der Schiffs-Modell-Club Bremen e.V. (SMC) nimmt erstmalig an den Modellbahntagen teil.

IMG_1123p„Welches Schiff ich bauen möchte kommt aus dem Bauch“, sagt „Odin“ Erbauer und Vereinsaktivist des SMC Alexander Krahn aus Achim. „Wir bauen gerne Schlepper und Seenotretter“, spricht Krahn für seine Vereinskollegen und Kolleginnen, denn unter den gut sechzig Mitgliedern sind zahlreiche aktive Ehe-Frauen. „Meine Frau hatte die Schubschiffe für sich entdeckt“, zeigt Alexander Krahn auf ein Modell dessen Korpus, unter der Wasserlinie, eine ungewöhnliche Wellenform aufweist. Das flache Deck erinnert an Autofähren, trägt aber allerhand Arbeitsgerät. „Inzwischen haben wir 17 solcher Boote in unserem Verein“.

„Wenn es keine fertigen Modelle gibt, fragen wir bei Redereien. Mit professionellen Modellbaubetrieben, wie sie für Reedereien arbeiten, gibt es keinen Austausch. Für das Schubschiff gab es keine Vorlagen, meine Frau hat die Form auf Papier gezeichnet und für den Rumpf Kunststoffplatten zusammengelebt. Das Oberdeck ist nach Fotos und Originalansicht gearbeitet. Der Detailreichtum bei den Modellen ist sehr unterschiedlich“.

Auf dem Wasser liegt ein Modell schräg zu seiner Wasserlinie. „Bei Modellen beginnt man mit dem Spundgerüst, dann kommen Deck und Aufbau und die Elektronikeinbauten. Der fährt jetzt mit einem anderen Akku, als er austariert ist“, erklärt Alexander Krahn die Schieflage des Modells.

Die aktiven Clubmitglieder treffen sich mittwochs zum Basteln im Clubhaus am Kuhgrabenweg sechs bei Kuhsiel und 14-tägig zu Clubabenden an denen Aktivitäten geplant und besprochen werden und an jedem ersten Sonntag monatlich zum Fahren lassen der Schiffe. Wobei die Nicolaus-Ausfahrt in 2012 bei Glühwein zum Saisonschluss damit endete, dass die Boote auf gefrorenem Wasser standen.

„Wir haben keine graue Flotte und keine U-Boote“, gibt Krahn Auskunft zum Bereich der Militärschiffe und fügt hinzu: „ Katamarane reizen auch. Aber wenn die liegen, muss man hinterherschwimmen“.

Im Werkstattbereich der Straßenbahner steht ein zerlegter Arbeitswagen von 1947. Heiner Brünjes, BSAG Mitarbeiter und Mitglied des Vereins Freunde der Bremer Straßenbahn aus Schwachhausen sagt: „Der Aufbau wird mindestens so lange dauern wie das Zerlegen“. An einem anderen Wagen bemerkt Brünjes: „Der muss zur Hauptuntersuchung“. Das ist der TÜV für die Schienenwagen. Ohne bestandene Hauptuntersuchung, dürfen keine Sonderfahrten, wie zu den Feierlichkeiten heute oder historische Fahrten für Firmen oder zu Hochzeiten, mit den Wagen unternommen werden.

IMG_1121pÜber zwei bis drei Quadratmeter Modellbaufläche gleitet eine kaum fünf Zentimeter in der Länge messende Straßenbahn unter Oberleitungen aus haarfeinen Drähten entlang. Guido Baier, aus der Neustadt, ist zufrieden. Die Schwierigkeiten, sein 1 : 160 Modell zu fahren, sind enorm und kaum zu erahnen. „Ich habe Miniflex Gleise mit dem Spachtel eingegipst. Fertig gibt es diese Spur nicht. Dann habe ich die Fahrrillen ausgekratzt und anschließend den Boden lackiert. Dann muss die Farbe wieder dort runter wo der Strom fließen soll. Die Bahnen sind so leicht, dass sie am Gleis kaum Kontakt bekommen, obwohl ich schon Gewicht drin habe“. Auf Papier, groß wie für Litfaßsäulen, hat der heutige drei D Designer Guido Baier als Junge Pläne von Fahrleitungen (Oberleitungen) gezeichnet, genauestens bis zu den Pflastersteinen hin. „Zum Beispiel die Kehrschleife da oben, das geht nur mit Oberleitung zu fahren, anders geht das gar nicht“, erklärt er die Finessen seiner Anlage mit der Plusführenden Oberleitung und dem Minus im Gleis. Dann hakt die winzige Bahn an einer Lötstelle des Oberdrahts. „Miniatur Wunderland in Hamburg hat meine original Hamburger Straßenbahnmodelle gekauft, die ich nach dreidimensionalisierten Fotos originalgetreu nachgebaut habe“.

Freunde der Bremer Straßenbahn e.V. Kontakt: heinerbruenjes@bsag.de, Schiffs-Modell-Club Bremen e.V. Kontakt: info@smc-bremen.de. Der SMC ist auf der Euromodell 2013, von Freitag 15. bis Sonntag 17.November auf der Messe Bremen Findorffstraße 101 vertreten.


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