Verfasst von: Edwin Platt | 10. April 2014

Winterkirche in Unser Lieben Frauen


Von Edwin Platt

IMG_1474pAltstadt. Von Weihnachten bis Ende März ist Winterkirche in „Unser Lieben Frauen“. „Hier nicht fotografiere“, sagt Pastor Peter Oßenkop energisch mit Blick auf den Altarraum in dem etwa 40 Menschen zu Mittag essen. Oßenkop möchte Menschen die hier kostenlos einen warmen Platz, Gespräche und von Frühstück bis Mittag kostenlos etwas zu Essen finden vor fremdem, spannerhaftem Betrachten schützen.
Harald Schröder, Diakon für Sozialberatung, erzählt: „Wir beginnen die Winterkirche immer damit, dass wir an allen Werktagen zwischen Weihnachten und Neujahr geöffnet haben. Danach ist Winterkirche immer montags bis Ende März. Angelika Dornhöfer aus Schwachhausen und Christina Bulling sind Ideengeberinnen zur Winterkirche in ULF (Unser Lieben Frauen) und waren von Vesperkirchen inspiriert, als sie in der Gemeinde offen über Winterkirche nachdachten. Diskussionen ob der Altarraum durch Winterkirche entweiht werde folgten. Ein Gemeindebeschluss bewilligte, vor vier Jahren, die erste Winterkirche als „Probelauf“.
„Das ist eine besonders schwierige Zeit für Obdachlose“, sagt Harald Schröder über die kalte und dunkle Jahreszeit. „Wir haben aber längst nicht nur Obdachlose hier. Viele leben in eklatant finanzieller Not“, weiß Christina Bulling aus IMG_1553pGesprächen über vier Jahre, die das ehrenamtlichen Team der 48 Mitarbeiter den Gästen ständig anbietet. „Bis auf die Mitarbeiter der Essenausgabe setzen wir uns alle zwischen die Gäste“, sagt Angelika Dornhöfer. Um die Mitarbeiter mit Problemen und Schicksalen nicht allein zulassen die sie erfahren, schließt eine Gesprächsrunde zum kollegialen Austausch unter den Ehrenamtlichen an. Schulungsangebote, wie zuletzt von einem Therapeuten zum Umgang mit den Gästen können die Helfer zudem nutzen. Vielfach hat Sozialdiakon Harald Schröder konkret helfen können, wenn Gäste durch ihre Probleme wie Mietschulden überfordert waren. Schröder sucht dann auch Gespräche mit Ämtern oder Institutionen um nach Wegen aus der Not zu suchen.
„Das Bremer Bündnis zur Wohnungsnot hat hier seine Wurzeln“, weiß Christina Bulling und erzählt von Treffen zum Thema Bremer Wohnungsnot in ULF und von Terminen, wie mit der Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen Anja Stahmann, die eng zwischen Winterkirchengästen sitzend befragt wurde oder die Besuche anderer Bürgerschaftsmitglieder. „Wir wollen nicht nur Hilfe in akuter Not leisten“, so die Damen.
„Wir haben etwa 100 Stammgäste“, sagt Schröder: „etlichen gibt der Termin am Wochenanfang Stabilität, wo vieles andere Geschlossen hat. Unsere Gäste sind sehr unterschiedlich, aber in der Kirche immer gewaltfrei“. Harald Schröder betont das, weil er Gewalttaten aus anderen Hilfeeinrichtungen kennt.
Die Winterkirchentage beginnen für die Mitarbeiter mit den Frühstücksvorbereitungen um 9.30 Uhr. Werden die Türen um 10.30 Uhr geöffnet wartet dort schon eine Menschenschlange. Nach dem gemeinsamem Frühstück und vor dem warmem Mittagessen um 13 Uhr steht ein kleiner Gottesdienst mit Liedern und Gedanken zu Bibeltexten im Programm. Vor der Schließung der Winterkirche um 15 Uhr gibt es ein kleines Konzert, meistens von Bremer Musikstudenten. Dann steht der Rückbau des Gestühls im Altarraum noch auf der Liste. Wegen der langen Zeit zwischen Frühstücksvorbereitung und dem kollegialen Austausch im Anschluss arbeiten die Kollegen der Winterkirche in zwei Schichten.
Ob Winterkirche auf Gäste positiv wirkt beantworten Angelika Dornhöfer, Christina Bulling und Harald Schröder bewusst vorsichtig: „Manchmal dauert es Jahre bis jemand etwas von sich erzählt und viele sehen wir einige Zeit, bis sie dann wieder wegbleiben“. „Aber es hat sich was verändert, wenn ich durch die Stadt spazieren gehe sehen ich Menschen wieder und sie Grüßen mich auch“, sagt Christina Bullig und Harald Schröder begegnet manchen in der Bahn, wenn er nach Osterholz fährt.
Kirche: Unser Lieben Frauen, Kirchhof 27. Gottesdienste sonntags 10.30 bis 11.30 Uhr.
Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend 11 bis 16 Uhr, Sonntag nach dem Gottesdienst bis 13 Uhr. Gemeindeanschrift: Schwachhauser Heerstraße 40, Telefon: 34 66 99 56, E-Mail: unser-lieben-frauen@kirche-bremen.de.


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