Verfasst von: Edwin Platt | 3. Mai 2011

„What a feeling“


Von Edwin Platt

Altstadt/Wasserseite. Das Theaterschiff liegt ruhig auf dem Wasser am Anleger vier. Gitarrenriffs, Trommelwirbel und Keybordklänge schallen die Metalltreppe hoch über das Sonnendeck. Kleine Erdbeerpflanzen dekorieren die Tische. Es ist sonnig und warm. „I’m so Excited“, wer kennt das nicht, dieses Gefühl und dieses Lied. Den Welthit hatten die Pointer Sisters 2004. Noch klingt es ohne Gesang aus dem Schiffsbauch herauf. Unter Deck breiten sich die Theaterräume einladend aus. Roter Samtbezug spannt auf den Stühlen. Die Bühnendekoration im großen Saal ist noch für das laufende Programm. Es erinnert an Nachkriegszeiten. Davor probt Stephan Ohm am Keybord mit Tim Kreuer am Schlagzeug und Martin Pasching am Bass. Als Felicitas Reinhardt und Barbara Köhler an die Mikrofonständer treten wird der Sound perfekt „I Want to love you, feel you, wrap myself around you“.

Jetzt gehts los auf dem Theaterschiff Bremen

Alles Life, alles handgemacht, nix mit Play Back. Das macht an. „What a feeling“ erlebte 2010 die Uraufführung in Bonn, lief bis März in Frankfurt und wird ab 12. Mai in neuer Inszenierung auf dem Bremer Theaterschiff gespielt. Die Probenklänge gehen in die Beine und sind lauthals. 

Das Ensemble, das gerade auf der Bühne probt, wird um Werner Bauer und Timo Riegelsberger an den Gitarren erweitert die Show bestreiten. Damit besteht die Crew bei der Aufführung aus Schauspielern und Musikern mit besten Erfahrungen aus vielen hochkarätigen Musical-Inszenierungen. Es macht einen besonderen Reiz des Bremer „What a Feeling“ aus, das alles Life auf der Bühne passiert. Keine Retorte. Stephan Ohm ist Bremern als Musiker vieler Produktionen bekannt, Tim Kreuer lebt in Hamburg als Schauspieler. Bei „Mort – das Musical“ von Terry Prattchet 2007/8 und im Ensemble von „Best of Musicals“ einer Tour durch Deutschland 2008 hat er Musical-Erfahrung gesammelt. Martin Paschings Engagements im Musicalbereich sind fast nicht mehr zu zählen. Zwischen 1998 und heute sind es um die 25 gewesen, darunter Sisi,  Hello Dolly, Buddy, Der Glöckner von Notre Dame, Mozart, Les Miserables, West Side Story und  Miss Saigon. Felicitas Reinhardt hat Band-Erfahrungen und wirkte ebenfalls schon in verschiedenen Projekten mit. Barbara Köhler blickt zurück auf  Les Miserables, Saturday Night Fever, Tanz der Vampire, Anatevka,Tommy und Grease.

Die Geschichte, die erzählt wird, kommt mit guter Laune und typischen Beziehungsproblemen daher, über die man sich amüsieren darf, wenn man sie vom plüschigen Theaterstuhl aus betrachtet. Olli ist auf Sinnsuche, auf der Suche nach „seinem“ Leben. Chris ist Freigänger mit zwielichtiger Vergangenheit und Alex mag Diana, während Aylin nicht „ohne“ sein möchte. Klar, dass es zu Gefühlen und Feeling kommt, die und das jeder Zuschauer selbst bereits kennengelernt hat, zumal der Coverband in der alle mitspielen und die seit zwanzig Jahren unzertrennlich ist, gerade die Sängerin weggelaufen ist.  Dringenden suche sie nach einer neuen Frontfrau, die allen gefällt, weil die erste große Fernsehshow in Aussicht steht. Nicht unerwähnt sei, dass die Musical Szene der realen Musiker und Schauspieler immer wieder dieselben realen Menschen zusammenführt. Barbara Köhler und Werner Bauer kennen sich vom „Tanz der Vampire“ und denken dabei an eine, nicht als einfach in Erinnerung gebliebene Zusammenarbeit zurück. Was auf und hinter der Bühne passiert, ist spannungsgeladen und die Hits „Lady in Red“, „In The Air Tonight“, „Jailhous Rock“, “Rockin All Over The World” und “Black Velvet” lassen Feeling auf der Bühne entstehen. Gerade tritt im gespielten Casting eine klassisch ausgebildete Sängerin vor die Band, um mal nicht Kirchenmusik zu machen, sondern diese verrückten Rock Stücke zu singen. Ihr Traum wird sich nicht erfüllen. Die Nächste hat Punk- und Metall-Erfahrung und klebt ihr Kaugummi ans Mikro, bevor sie unverständlich röhrt. Anständig nimmt sie ihren Kaugummi beim Abgang wieder mit. Eine weitere diesmal Casting erfahrene Sängerin tritt barfuß auf und vergisst fast ihre Schuhe in Anbetracht der feschen Boys an den Instrumenten. Die Lage scheint hoffnungslos. Sie scheint.

Regie führt Knut Schakinnis, der 2009 mutig auch noch die Leitung des Theaters in Oststeinbeck bei Hamburg übernahm. Die nur gut 8000 Seelen in Oststeinbeck entmutigten Schakinnis nicht. Bereits 12000 Besucher im ersten Jahr bestätigten sein Konzept. Mit dem Musical „What a feeling“ und der gefundenen Besetzung kann er in Bremen kaum erfolglos sein. Die kleine Bühne und das begrenzte Platzangebot auf dem Theaterschiff lassen eher zahlreiche ausverkaufte Vorstellungen vermuten zwischen denen Schakinnis seine weiteren Engagements in der Komödie in Kassel, dem Theaterschiff  Lübeck und dem Theater in Oststeinbeck wahrnehmen wird. Wenn er nicht gerade selbst Theater spielt. Erfolg mach beliebt, „What a feeling“.

Theaterschiff Bremen Tiefer 104, Anleger 4. Die Premiere im großen Saal findet am Donnerstag, 12 Mai, 20 Uhr statt. Die Generalprobe und die Premiere sind bereits ausverkauft. Karten, für  die weitere Vorstellungen, am 13 und 14,19,20 und 21, am 25,26,27 und 28 Mai, jeweils um 20 Uhr, sind erhältlich unter Telefon 790 86 00  und an den bekannten Vorverkaufsstellen sowie an der Abendkasse. Preise 22 bis 24 Euro. www.theaterschiff-bremen.de  


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