Verfasst von: Edwin Platt | 13. Dezember 2011

Eine Melodie, eine GSO, ein Friedenspreis


Von Edwin Platt

Zum zehnten Mal „Die Melodie des Lebens“, zeigte Entwicklungen, zeigte, wie aktiv die GSO in vielen Bereichen ist. Bewahrte Musik als verbindendes Element zwischen Musikern, Schülern, Schulen und Eltern wie Kindern. Ein vielfältiges Konzert in dem Träume wahr wurden und geweckt wurden. Und es war der Grund zum Jubel über den Friedenspreis der Schwelle für die GSO.

Osterholz. Fatima Hammond steht bei der zehnten „Melodie des Lebens“ in der Gesamtschule Ost am Einlass in den Konzertsaal. Ganz in Schwarz, mit einem das Haar bedeckenden Kopftuch, sieht sie feierlich aus. Letztes Jahr nahm sie die Garderoben in der Eingangshalle entgegen, nun ist sie einen Schritt weiter Richtung Bühne. Fatima achtet darauf, dass niemand mit Speisen oder Getränken den Konzertsaal betritt oder gibt Fragenden Auskünfte. Nächstes Jahr möchte sie noch einen Schritt weiter gehen, mitten auf die Bühne von der „Melodie des Lebens“. Das ist Fatimas großer Wunsch. Sie singt seit sechs Jahren mit Freundinnen und beim Musikunterricht, dabei covert sie bekannte Songs und experimentiert mit Eigenem. Zur Solo-Klavierbegleitung von Mark Scheibe möchte sie singen, ganz ohne Orchester, das weiß sie schon. Vielleicht wird eine Freundin mit dabei sein, wenn sie vor das große Publikum tritt. Wie viele Musizierende wie Fatima mag es während der zehn Melodien des Lebens so ergangen sein und wie vielen mag sich der Traum erfüllt haben? „Auf der GSO ist es sehr schön. Ich bin seit zwei Jahren hier. Immer ist was los. Bei Polski Blues habe ich geholfen. Bei Herrn Russek arbeite ich in einem Kunstprojekt. Nächstes Jahr fahren wir nach Eastbourne (bei London) und nach Berlin, um Politiker zu befragen,“ erzählt Fatima mit blitzenden Augen, bevor Mark Scheibe vor dem ausverkauften Parkett verkündet, das der Bremer Friedenspreis der Stiftung „die Schwelle“ erstmalig nach Bremen, Scheibe: „an die GSO“, verliehen wird. „Du hast immer eine Wahl“ heißt das prämierte Projekt, der Kooperation zwischen OTe, Kammerphilharmonie und der GSO. Die Schülerinnen Zeinab Tarraf, Vanessa Albrecht und Gülbiz Tune von der Osterholzer Schule werden den Preis neben Shreen Abdul Saroor aus Sri Lanka und Vahidin Omanovic aus Bosnien Herzogowina in der Rathaushalle in Empfang nehmen. Diese wertschätzende Geste und die anerkennende Haltung gegenüber den Schülern entsprechen dem Stil von Rektor Franz Jentschke, der dieser Melodie des Lebens aus der ersten Reihe lauscht. Mark Scheibe stellt ein Urlaubsmitbringsel vor; das Lied „Vor der Tür“. Jacqueline ist melancholisch als sie “Ich denke jeden Tag an Dich,“ mit zarter Stimme ins Mikro haucht. Stephan Schrader, Orchestermitglied, und Cellist in verschiedenen Formationen, stellt sein Cello und ein Effektgerät in die Pool Position um „On Broadway“ in seiner eigenen fetzigen, mit Soundeffekten gespickten Version mitreißend und orchesterverstärkt dem Publikum um die Ohren zu streichen. Alle sind wachgerüttelt, als die Girls der Sieben / Eins im Einklang verkünden „Wir halten zusammen.“ Gina, die die GSO hinter sich gelassen hat, singt ein Solo von „Gewalt“ und lang ersehntem Regen. Neu auf der GSO-Bühne sind, Zitat Mark Scheibe: „Die Osterholzer Streichhölzer“ oder richtiger die Streicher AG von Sylvia Klingler, in der sowohl Schüler der GSO, wie Schüler der Waldorfschule, die Instrumentenfamilie der Violinen kennen und beherrschen lernen. Geigen, Bratschen und Cellos passen schon zu den Schülern. Zum Kontrabass müssen sie erst noch hinaufwachsen. In Wochenendseminaren und während gemeinsamen Freizeiten findet das, in zwei Schulen, erarbeitete zueinander. Mark Scheibe: „Sind GSO Schüler musikalischer wie Waldorfschüler?“ Ein schmissiger Csárdás beweist den Hörern, alle Streicher sind Klasse, egal woher sie kommen. Sophie Koopmann darf, trotz St. Johannis Schülerin, ihr sattes Stimmvolumen über die Bühne und das Publikum ausbreiten. „Du bist viel zu schwach,“ singt sie voller Inbrunst einem vermeintlichen, jugendlichen Möchtegern und Aufschneider entgegen, der Ihr so gar nicht imponieren kann. Ganz schön selbstbewusst die junge Dame, nicht nur im Text, auch auf der Bühne. Fatima Hammond lehn mit dem Rücken an der schalldichten Tür und saugt jeden Ton auf, nimmt, dem Scheinwerferlicht gleich, die ganze Bühne in sich auf. Noch ein Jahr. Dann will sie von dieser Bühne singen. Gleich nach dem Konzert will sie Mark Scheibe fragen. Weil in Liedern die erfüllte Liebe ebenso schön sein darf, wie die Schmerzvolle, singt Miriam Kabore, die im vergangenen Jahr bereits auf der Bühne stand, ganz einfach von „Hand in Hand und Arm in Arm.“ In seiner Moderation gleitet Mark Scheibe in geistige Untiefen, die zwischen Not, Noten und Banknoten klaffen. Der aktuelle Ausrutscher lässt schmunzeln. Und weil Wortspiele, wie erst die Osterholzer Streichhölzer und jetzt die Noten, immer gut ankommen, schwenkt er mit Otto Walkes „I’m so hungry “ was laut Otto „ich bin Ungar“ heiß, zu zeitgenössischer, modern klassischer Musik des Ungarn György Ligeti. Diese Musikrichtung kann nicht gleich jeden begeistern, darum sei verraten, dass die Filmmusik zu „Odyssee im Weltraum“ viel gefeiert wurde und von György Ligeti ist. Fünf der Orchesterbläser galoppieren im 7/8 Takt durch das Legeti Werk und hinterlassen ein staunendes, atemloses und begeistertes Publikum, das tosenden Beifall klatscht. Als schließlich, nach über zwei Stunden, alle ihr Bestes gegeben hatten, standen um die Kinder und Jugendliche mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Mark Scheibe mit seinen Hot Pads (oder Hotpants) unter Beifall auf der Bühne. Fatima Hammond öffnet ohne Eile die zwei Flügel des Eingangs. Alle verlassen den Saal. Gehen an Fatima vorüber. Wie sagte Mark Scheibe zu Anfang der Bühnenshow: „Das Berührendste können nur die miterleben, die nicht zum ersten Mal hier sind, weil sie die Entwicklungen erleben.“ In diesem Sinne und mit dem Blick auf Fatima darf die Spannung bis zur elften Melodie des Lebens hin ansteigen.


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