Verfasst von: Edwin Platt | 23. Juni 2013

Ausbildungsberatung im ZIBB


Mit Namen wie Mustafa Hasan oder Gregor Aitmatow und Adressen in Tenever oder dem Schweizer Viertel werden Bewerbungen nicht nach oben sortiert, vielleicht sogar nie umgeblättert. Das ZIBB organisierte eine Ausbildungsberatung für Eltern mit Migrationshintergrund, ein Termin für Jugendliche soll folgen. Weder VAJA Streetworker, Quartiersmitarbeiter, noch die Mitarbeiter des Jobcenter beschönigten, zeigten aber Chancen und vermeidbare Hemmnisse auf. 

von Edwin Platt

DSC_0108ppOsterholz. „Hier habe ich eine Liste mit offenen Ausbildungsstellen in Bremen“ gibt Serdar Musa Sönmez den Ausdruck vom 28. Mai herum, der aufgliedert in welchem Teil Bremens welche und wie viele Ausbildungsplätze angeboten werden. „Heute sind noch 1329 Plätze offen, für circa 6000 junge Leute die in Bremen als potenzielle Bewerber gelten“, fährt der forsche Ausbildungsvermittler des Job Center fort. „Die zum Beispiel weiter zur Schule gehen wollen, weil sie keine Chancen sehen, sind da nicht drin. Bremen steht nicht gut da. Die Zahlen sagen etwa 5000 werden keinen Platz bekommen. Hannover hat etwa 7000 offene Stellen, aber wir müssen das akzeptieren“.

Das ZIBB hatte zur Ausbildungsberatung speziell Eltern mit Migrationshintergrund, den Ausbildungsvermittler Serdar Musa Sönmez, die Beauftragte für Migrationsfragen des Jobcenter Sabaheta Brdar, Streetworker von VAJA (Verein zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit) und Quartiersmitarbeiter eingeladen. „Mein Sohn hat keinen Mut, keine Hoffnung mehr. Er sagt; für mich sind alle Türen zugeschlagen. Was soll ich machen, er hat viele Bewerbungen geschrieben. Er hat keine Ausbildung, also keine Arbeit“.

„Ich möchte eine Ausbildung, aber ich mache nichts dafür oder was kann ich noch dafür tun, das ist genau das Thema hier“, so der Berater. „Daran müssen wir arbeiten. Und Migranten haben schlechtere Chancen. Das ist so. Eine aktuelle Studie zeigt, wenn Max Müller eine Bewerbung schreibt, muss Mustafa Hasan 24 schreiben. Das heißt für uns: nicht aufgeben, sondern mehr tun“.

„Es gibt etwa 500 verschiedene Ausbildungsberufe, davon circa 200 in Bremen. Die Stellen sind im Handel oder in Speditionen. Beim Modell E.Q. (Einstiegs-Qualifizierung) fördern wir 2 Tage Berufsschule und drei Tage Betriebspraktikum in der Woche, zwischen sechs und zwölf Monate lang. Das machen normal Betriebe in der Elektrik, Bekleidungsgeschäfte oder Lebensmittelketten. Ausbilder lernen die Bewerber kennen. 70 Prozent werden vermittelt. 30 Prozent entscheiden sich anders, auch weil ihnen der Beruf doch nicht gefällt“. Beim EQ Modell erhält der Praktikant über 200 Euro monatlich, dem Ausbilder entstehen Kosten für Gebühren. Das EQ  Modell besteht für Bewerber mit Vermittlungshemmnissen.

DSC_0111pp„Wenn du schon zwei Jahre aus der Schule bist“, wendet sich Sabaheta Brdar, die Migrationsbeauftragte, an den Sohn neben seiner Mutter, die sein Problem schilderte, „dann hast du ein Vermittlungshemmnis. Was hast du gemacht in dieser Zeit? Hattest du einen Job? Wenn im Lebenslauf nichts steht, nimmt dich keiner mehr. Alle werden davon ausgehen, dass du erst mal wieder lernen musst jeden Tag aufzustehen und zuverlässig zu sein. Auch wenn im Zeugnis eurer Kinder Fehlzeiten stehen, bekommen die keine Ausbildung und keine Job“. „Deutsch, Englisch, Mathe gut 60 Fehltage nimmt keiner. Und nicht jeder Schulabschluss qualifiziert zur Ausbildung. Das deutsch kann schriftlich einfach zu schlecht sein“, ergänzt Musa Sönmez.

Ein Gast bemerkt zum EQ Modell: „Ich habe da nicht viel gutes gehört. Sondern von vielen Überstunden und einfachen körperlichen Arbeiten“. Eine Mutter: „Als Arbeitgeber würde ich das auch machen“. Eine Andere: „Ich habe zehn Kinder, das war meine Arbeit. Der Jüngst hat gerade sein Praktikum in der Sparkasse gemacht, aber einer macht mir Sorgen. Wenn dein Kind nicht glücklich ist siehst du das als Mutter immer und siehst die Anderen, die glücklich sind. Dabei sieht er gut aus und kann so viel. Er hat sogar schon Pommes frites ausgefahren“.

Die Frage: „Was ist eine Werkschule heute?“, zeugt von der mütterlichen Suche in alle Richtungen. „Es gibt sie für Behinderte und für Förderungswürdige“, erklärt Musa Sönmez und rät vom Besuch ab, weil diese Tätigkeit zum Vermittlungshemmnis würde.

Serdar Musa Sönmez betreut in Tenever gegenwärtig 70 Ausbildungssuchende, 200 sind es jährlich. Er gibt an 180 zu vermitteln. „Jetzt werden es täglich weniger“, sagt er über offene Ausbildungsplätze und rät: „Bereit sein für die Ausbildung, das ist wichtig“.

Ein Info-Termin für Jugendliche auf Jobsuche im ZIBB soll folgen. ZIBB, Zentrum für Information, Bildung und Beratung, St.-Gotthard-Straße 33, Telefon 69 69 78 14. Jobcenter Bremen Geschäftsstelle Ost II, Pfalzburger Straße 69, Telefon 56 600.


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