Verfasst von: Edwin Platt | 27. Oktober 2011

Ziervogelhaltung ist Artenschutz


Von Edwin Platt

Osterholz. Peter Draeger sitzt in einem Nebenraum der Ausstellung, den Kopf über Papieren mit Zahlen. Vor ihm liegen künstliche arrangierte Blüten, deren Stempel im Inneren Aufschriften oder Platzierungsnummern tragen. Peter Draeger aus Reesum ist Kassenwart des Vogelschutz- und Zuchtverein Bremen von 1993. „Wir sind wohl der einzige Verein für Ziervögel in Bremen,“ vermutet Peter Draeger, der seit vielen Jahren selbst Vögel züchtet. Damit ist diese Ausstellung, die zum dritten Mal im Nusshorn stattfindet und vorher in Mahndorf zu Hause war, die einzige Bremens, in der Ziervögel zu bestaunen sind und wo man sich über die Haltung informieren kann. Die meisten ausgestellten Federkleidträger unterliegen dem Artenschutz. In Deutschland sind Ziervögel immer auch Zuchtvögel, es gibt sie weder in freier Wildbahn noch aus Importen.

Aus 23 aktiven Mitglieder besteht der Verein. Jährlich veranstalten sie diese Ausstellung und kommen sonst zu gemütlichen Treffen oder zum Grillen zusammen. Die traditionelle Ziervogelausstellung findet immer am zweiten Oktoberwochenende statt. Horst Lüssen, Hemelinger und Vereinsvorsitzender, betont, dass es Ziervogelzüchtern weder um massenhafte Nachzucht noch um Profit geht. Nur ein Teil der hier ausstellenden Züchter gibt seine Vögel überhaupt in die Wertung, die bei anderen Tierausstellungen üblich und Höhepunkt ist. Die Züchter sind darauf bedacht gesunde Vögel aufzuziehen, Arten zu erhalten und sie haben Freude am Beobachten der meist kleinen zierlichen Feder-Viecher. Gelege, Brut und Schlüpfen zu verfolgen, Aufzucht und flügge werden mitzuerleben und das Füttern durch Muttertiere anzuschauen, sind die stillen Genüssen der Hege und Pflege. Da nach den bestehenden Gesetzen Ziervögel nicht importiert werden dürfen, ist der hiesige Bestand tatsächlich Züchtern zu verdanken, die ihre Vögel von Generation zu Generation betreuen. Der deutsche Dachverband der Vogelzüchter AZ (Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) e.V.) unternimmt Versuche hier lebende Ziervögel aus Außengehegen in unserer Natur heimisch werden zu lassen und versucht Vögel auszuwildern. Doch in Käfighaltung aufgewachsene Tiere haben nur geringe Chancen im Freien zu überdauern und Publikationen zu bilden. Im Nusshorn sind zwischen 300 und 400 Ziervögel zweit Tage lang ausgestellt. Deckenhohe Volieren mit Schwärmen, Vitrinen mit Familien und Käfige für einzelne Tiere sind in der Halle mit Zweigen, Blühpflanzen und Holzschnitzeln dekoriert zu bewundern. Darin flattern, singen und sitzen Gould-Amadine, Kanaren-Girlitze, Zebrafinken, Pfirsichköpfchen, Masken-Amadine oder Bourke-Sittiche pfeifen und huschen in die dunkleren Winkel der Käfige. „Der Wellensittich hat seinen Spitzenreiterplatz in der allgemeinen Beliebtheit abgegeben. Großsittiche nehmen an Beliebtheit zu,“ gibt Horst Lüssen Auskunft. Während seine Frau Maria mit Kaffee und Butterkuchen Gäste nach ihrem Rundgang verwöhnt, die sich noch Zeit zum Fachsimpeln über Mischfutter nehmen. Kanarienvögel sind die einzigen der ausgestellten Vögel, die nicht unter die strengen Zuchtbestimmungen fallen. Alles, was einen Krummschnabel hat, unterliegt einer Zuchtgenehmigung, die durch Fachwissen und das Erfüllen diverser Bedingungen, von der Unterbringung bis zur tierärztlichen Kontrolle reicht. „Wer eine Zwergwachtel sucht, ist hier falsch. Wachteln sind Hühnervögel,“ sagt Kassenwart Draeger und weist damit darauf hin, dass heimisches Federvieh weniger strengen Auflagen unterliegt. Obwohl sich Wachteln an Hühnerpest infizieren können, die ausgestellten Ziervögel aber nicht. Wie Maria Lüssen tragen viele Frauen dieses Hobby ihrer Männer mit, betonen Lüssen und Draeger einstimmig. Schon bei Krankheitsfall müssen die Tiere weiter versorgt werden, im Urlaub springen häufig Kinder ein, die mit der Vogelaufzucht groß geworden sind und nicht selten geht die Verantwortung für die gesamten Zuchtvögel auf den zurückbleibenden Partner über. Dabei ist einigen der Ziervogelarten ein langes Leben beschieden. Der Vogelschutz- und Zuchtverein Bremen von 1993 darf einen Container auf dem Gelände Nusshorn für die Zwischenlagerung der Volieren und Käfige nutzen, sonst könnte die Ausstellung nicht regelmäßig alle Jahre wieder stattfinden. Sonnabend und Sonntag schön ausgeschmückte Käfige mit gepflegten, gesunden Vögel zu zeigen, bedeutete eine ganze Woche Arbeit. Die Käfige aufbauen und mit Grün, Streu und Topfpflanzen ausschmücken, über 300 Vögel an verschiedenen Orten einsammeln und am anderen Standtort unterzubringen, die aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen sind, braucht viel Zeit und Geduld.

Kontakt: Vogelschutz- und Zuchtverein Bremen von 1993, Horst Lüssen, Telefon 453 454


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